Schießübungen auf Kinder

Vielen Menschen fällt es leicht, dass es ihnen schwerfällt, englische Texte in internationalen Nachrichten zu lesen. Zugegeben, das Folgende ist schwere Kost. Es schlägt mir auf den Magen und durchbricht für mich ein Denkverbot, Israel mit dem Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen. Wer sich wie ich häufiger mit der NS-Geschichte befasst, wird wohl schwer um die Assoziation mit dem österreichischen KZ-Kommandanten Amon Göth herumkommen, den man aus Schindlers Liste kennt. Er stand auf der Dachterasse seines Kommandantenhauses und schoß nach Lust und Laune auf Menschen im Konzentrationslager Plaszow. Dass Gaza etwas größer ist als die Konzentrationslager und dass die Menschen, die dort genauso von elektrischen Zäunen umgeben sind, nicht in verseuchten Baracken, sondern in Zelten inmitten einer Trümmerwüste leben müssen, während sie zu Tode gehungert werden, ist das Eine. Das Andere und Ungeheuerliche ist, dass dort israelische IDF-Soldaten Schießübungen auf Kinder veranstalten. Auch und gerade für einen Blog fühle ich mich der journalistischen Sorgfalt verpflichtet und habe daher mehrere weitgehend übereinstimmende Quellen dafür zusammengetragen. Hier in deutscher Übersetzung. Das folgende Bild wurde von einem IDF-Schützen selbst auf Instagram veröffentlicht.

Dr. Maynard, britischer Arzt am Nasser Krankenhaus in Khan Younis:

Die Schüsse, sagt er, seien nicht zufällig. „Besonders häufig sind sie bei jungen männlichen Teenagern, meist im Alter von 11, 12, 13 oder 14 Jahren, die an den Lebensmittelausgabestellen beschossen werden. Und das haben wir in den letzten Wochen, seit ich dort bin, sehr häufig gesehen“, sagte er gegenüber Morning Edition.

Maynard sagt, er und andere Ärzte hätten eine Häufung ähnlicher Verletzungen beobachtet – an einem Tag Kopfverletzungen, am nächsten Bauchverletzungen –, was Fragen nach der Absicht hinter den Schüssen aufwerfe. Ich denke, es ist kein Zufall, dass innerhalb einer Stunde vier junge Teenager mit Schusswunden an den Hoden eingeliefert werden – etwas, das wir noch nie zuvor gesehen haben. Dass einer meiner Notärzte zwölf oder mehr Patienten, junge Teenager, gleichzeitig mit Schusswunden an Kopf und Hals behandelte, ist kein Zufall. Die Häufung der Symptome macht die Sache so dramatisch. Und wir alle – Notärzte, Allgemeinchirurgen, Urologen, Neurochirurgen – haben diese Häufung von Verletzungen erkannt. Der in Großbritannien ansässige Chirurg sagt, die meisten seiner Patienten seien stark unterernährt, was ihre Genesung erheblich erschwere, selbst von Verletzungen, die normalerweise überlebbar wären.

Er glaubt, die Zerstörung sei kein Kollateralschaden, sondern kalkuliert. „Ich glaube, wir sind Zeugen eines sehr gezielten Plans, die Bevölkerung des Gazastreifens aus diesem Land zu vertreiben“, sagte er gegenüber NPR.

https://www.npr.org/2025/07/21/nx-s1-5471424/gaza-hospitals-british-surgeon-israel-attacks?utm_campaign=npr&utm_medium=social&utm_term=nprnews&utm_source=bsky.app

Dr. Tammy Abughnaim, eine amerikanische Notärztin aus Chicago am Nasser Krankenhaus in Khan Younis:

„Immer häufiger sah ich Kinder mit penetrierenden Verletzungen wie Schusswunden. Nach fünf, sechs, sieben, acht Jahren wurde mir klar, dass jemand auf Kinder schießt“, sagte Dr. Tammy Abughnaim. „Ich wollte nicht glauben, dass auf Kinder geschossen wird. Niemand will das glauben. Niemand will sich vorstellen, dass andere Menschen in der Lage sind, Kinder auf diese Weise zu vernichten.“ Dr. Abughnaim reiste letztes Jahr zweimal nach Gaza und arbeitete im Al-Aqsa-Krankenhaus und dann im Nasser-Krankenhaus.

Während die meisten Kinder durch wahllose Bombenangriffe getötet wurden, ist es laut den Ärzten, mit denen wir sprachen, nahezu unmöglich zu sagen, wie viele von Scharfschützen, Fußsoldaten mit Gewehren oder bewaffneten Quadrocoptern getötet wurden. „Teil der israelischen Völkermordkampagne war der Angriff auf genau die Infrastruktur, die Aufzeichnungen darüber liefert, wer wie getötet wurde“, sagte Miranda Cleland, Advocacy-Beauftragte von Defense for Children International – Palestine. Cleland arbeitet mit Forschern vor Ort in Gaza zusammen, die ihre Datenerfassung einstellen mussten, weil sie bombardiert wurden und ihre Häuser räumen mussten. „Das Ziel am Ende eines Zielfernrohrs ist unverkennbar“, sagte uns Dr. Mark Perlmutter. „Sie sind junge Menschen, und wenn der Abzug auf dieses Ziel gedrückt wird, geschieht das nicht zufällig. Ganz und gar nicht.“ Perlmutter, ein orthopädischer Handchirurg aus North Carolina, arbeitet derzeit im Nasser-Krankenhaus in Gaza und arbeitete im vergangenen Frühjahr ehrenamtlich im European Gaza Hospital in Khan Younis.

https://www.dropsitenews.com/p/gaza-children-israel-sniper-shoot-jazeera

MSF (Ärzte ohne Grenzen):

„Kindern wurden beim Greifen nach Lebensmitteln in die Brust geschossen. Menschen wurden bei Massenpaniken zerquetscht oder erstickt. Ganze Menschenmengen wurden an Verteilungsstellen niedergeschossen“, sagt Raquel Ayora, Generaldirektorin von Ärzte ohne Grenzen. „In den fast 54 Jahren unseres Einsatzes haben wir selten ein derartiges Ausmaß systematischer Gewalt gegen unbewaffnete Zivilisten erlebt.“

„Die als ‚Hilfe‘ getarnten GHF-Verteilungsstellen haben sich in ein Labor der Grausamkeit verwandelt“, sagt Ayora. „Das muss jetzt aufhören.“ Eine erste Analyse der Schusswunden bei Patienten, die in der Al-Mawasi-Klinik eintrafen, ergab, dass 11 Prozent der Schussverletzungen Kopf und Hals betrafen, während 19 Prozent Brust, Bauch und Rücken betrafen. Im Gegensatz dazu wiesen Menschen, die aus dem Verteilungszentrum Khan Younis kamen, deutlich häufiger Schusswunden an den unteren Gliedmaßen auf. Die ausgeprägten Muster und die anatomische Präzision dieser Verletzungen deuten stark darauf hin, dass es sich eher um ein gezieltes Ziel von Angriffen auf Menschen innerhalb und außerhalb der Verteilungsstätten handelte als um versehentliches oder wahlloses Feuer.

https://msf.org.uk/article/msf-gaza-report-not-aid-orchestrated-killing

Bildzitat Titelbild: Die Zeit

Nachtrag – Über die Täter:
https://the307.substack.com/p/more-idf-soldiers-say-they-were-ordered

https://www.theguardian.com/world/2025/sep/09/the-gaza-family-torn-apart-by-idf-snipers-from-chicago-and-munich

https://taz.de/Deutscher-Scharfschuetze-in-Gaza/!6117612/

https://zeteo.com/p/little-amna-went-to-get-water-israel-killed-her-gaza

https://www.theguardian.com/global-development/2025/jul/22/food-aid-gaza-deaths-visual-story-ghf-israel?CMP=Share_AndroidApp_Other

https://www.n-tv.de/politik/Bericht-Israelische-Soldaten-erhielten-Schiessbefehl-gegen-Hungernde-article25864795.html

https://www.theguardian.com/world/2025/sep/12/israeli-ex-commander-confirms-palestinian-casualties-are-more-than-200000?CMP=Share_AndroidApp_Other

https://www.npr.org/2025/08/18/nx-s1-5506097/ex-israel-military-intelligence-chief-said-50-000-gaza-deaths-necessary?utm_term=nprnews&utm_campaign=npr&utm_medium=social&utm_source=bsky.app

4 Kommentare

  1. The article is in German. Its shocking to read about the deliberate targeting of children in Gaza, especially at food distribution sites. The doctors testimonies highlight a horrific, systematic violence that feels inhumane.MIM

  2. This article deeply disturbs me. The targeted violence against children, especially at food distribution sites, is unconscionable. Its heartbreaking to read these doctors testimonies and see the deliberate suffering inflicted on innocent civilians.NHL

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