Es gibt Menschen, die sind logisch dumm und es gibt Menschen, bei denen bilden Fiktion, Meinung und Nichtwissen eine Art Plasma im Hirn. Eine wabernde Masse, die sich unberechenbar spontan in jede Richtung ausdehnen und zurückziehen kann. Zu diesen müssen Menschen gehören, die einen Tag Naziparolen blöken von „Parasiten und Politbagage“ und in sozialen Netzwerken Beiträge der Freien Sachsen teilen und am nächsten Tag ein langes Video in Auschwitz aufnehmen und betroffen kommentieren. Oder die eine Stele mit Informationen zu NS-Opfern abfilmen und dann auf einen Rechtsextremisten schwenken, der auf dem dazugehörigen Denkmal ein großes Banner seiner Kampagne aufstellt und davor stehend eine Rede darüber hält, dass man die Unterstützung für die Ukraine doch lieber einstellen und das Geld ausgeben sollte, um die Österreicher vor dunkelhäutigen und muslimischen Messerstechern zu schützen. Obwohl man diesem Rechtsextremisten tatsächlich zugestehen muss, dass er einen gewissen Bezug zum Gegenstand des Denkmals hat.

Es geht um das Denkmal für die Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz am Wiener Ballhausplatz. https://deserteursdenkmal.at/wordpress/home/ Vereinfachend manchmal auch Deserteursdenkmal genannt. Es erinnert an mehr als 30.000 Tote, die starben, weil sie sich der Ausübung von Hitlers Mordbefehlen verweigerten. Die zynische Suggestion: Keine Kriegsbeteiligung Österreichs gegen Russland. Weil man ja neutral ist. Niemand solle noch einmal zum Krieg gegen Russland gezwungen werden. Wer diesmal der Aggressor ist, spielt da natürlich keine Rolle. Soweit die durchsichtige Absicht, bei der Entehrung des Denkmals. Der nähere Blick auf den Redner Martin Rutter gewährt allerdings eine ganz andere Einsicht in sein Verhältnis zur braunen Justiz. In einem Youtube-Videointerview des Schweizer Rechtsextremisten Ignaz Bearth, der am Balaton eine deutsche Auswandererkolonie unterhält, die stark nach Colonia Dignidad möffelt, gibt Rutter bereitwillig Auskunft, was seiner Meinung nach mit demokratischen Politikern passieren sollte, wenn man sie gestürzt hat: Keine Todesstrafe, sondern lieber Arbeitslager! Rutter schwang einst ungebetenerweise Reden auf dem Ulrichsbergtreffen der letzten lebenden SS-Mitglieder, seine rechte Hand und Galionsfigur auch für länderübergreifende Demonstrationen ist ein waffenaffiner und in militärischem Outfit auftretender slowakischer Neonazi namens Hudec und auf einer seiner Demos wurde ein Galgen für den „Kinderschänder“ Teichtmeister bis vor dessen Haustür geschleppt. Wer sollte also mehr juristisches Verständnis aufbringen, für die Opfer auf deren Denkmal er von der tatenlos danebenstehenden Ordnungsmacht völlig unbehelligt herumturnt? Jeder andere. Denn seine Denkweise entspricht zu hundert Prozent der der Täter dieser Opfer! Und dass das möglich ist, ist etwas sehr Österreichisches.
